Gabriela Grillo: Es kommt auf die Haltung an

Kanzelrede zum Jubiläum ''400 Jahre 1. Reformierte Generalsynode“''

„Wir Evangelischen sind so frei, etwas für Duisburg zu unternehmen“, sagte die Unternehmerin Garbriela Grillo bei ihrer "Kanzelrede" in der Duisburger Salvatorkirche.

EKiR / Duisburg. Die Rednerin knüpfte bei ihrer Familiengeschichte an. Die Grillos seien vor etwa vierhundert Jahren als hugenottische Glaubensflüchtlinge aus Italien ins Ruhrgebiet zugewandert. Um die gleiche Zeit fand die erste reformierte Generalsynode in Duisburg statt, zu deren Jubiläumsfeierlichkeiten auch die Reihe der Kanzelreden gehört. Die Liedzeile des umstrittenen Dichters Ernst Moritz Arndt „Die Freiheit und das Himmelreich gewinnen keine Halben“ habe ihr Vater in ihr Poesiealbum geschrieben, so Grillo. Die Freiheit beinhalte das Recht auf unabhängige Meinungsbildung, sei aber kein Alibi für Glücksspiel, Dominanz und Besserwisserei.

Grillo, die in Köln Musikwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaft studierte, entschied sich aus freien Stücken für eine Karriere im Familienunternehmen, das heute in fünfter Generation tätig ist. Grillo nannte es wichtig, authentisch zu sein, nicht stromlinienförmig. „Man muss seine Haltung aushalten und durchhalten“, sagte sie. Die Gesetze des Marktes seien nicht gottgegeben. Unternehmertum funktioniere nur durch Selbstverpflichtung. Grillo bedeute auf Italienisch zwar Grille, aber das sei kein Grund, zur Heuschrecke zu werden.

Krisen bekämpfe man durch das Erkennen von Handlungsspielräumen, nicht durch den Ruf nach staatlichen Geldern. Das wäre für Grillo ein Rückfall ins Obrigkeitsdenken. Vor der Tür des eigenen Unternehmens könne sie sehen, dass weniger finanzielle Kraft oft mehr Engagement zum Vorschein bringe. Sie nannte ihr Umfeld liebevoll-spöttisch „Die Vereinten Nationen von Marxloh“. Grillo engagiert sich in der Bürgerstiftung Duisburg, weil sie Ermutigung wichtig findet. Sie sprach vom Gänsehautgefühl eines geglückten Unternehmens, das man nicht allein erreichen könne. Nur die Bindung an ein Glaubensbekenntnis mache die Halben ganz.

Die nächste Kanzelrede in der Salvatorkirche findet am 29. August, 17 Uhr, statt. Redner ist der Fernsehjournalist Ruprecht Eser. Das Jubiläum „400 Jahre 1. Reformierte Generalsynode“ feiert die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) unter dem Motto „wir sind so frei“ mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und im September mit einer ganzen Festwoche, in der eine Sondersynode eingebettet ist. www.wir-sind-so-frei.de

Quelle: ekir.de/kirche-duisburg.de / 20.06.2010 >>>